04 Jun Fühlen Sie sich einsam?
Fühlen Sie sich einsam oder haben Sie eine Beziehungskrise wegen Ihrer Schlaflosigkeit? Aktuelle Forschung zeigt, warum das so ist und was Sie unternehmen können.
Einsamkeit verursacht durch Schlaflosigkeit habe ich selbst erlebt. Auch wenn es mir damals nicht so klar war, wo die Einsamkeit herkam. Ich war vor ca. 10 Jahren in einem stressigen Job, durch den ich im Wochenrhythmus nach China, USA oder Indien fliegen musste. Meine Aufgabe war es Krisen-Projekte zu „reparieren“. In meinem Job war ich sehr erfolgreich.
Krisen-Projekt-Manager zu sein heißt neben viel Stress und schlechter Ernährung vor allem viel zu wenig Schlaf. Mein Schlafmangel und Dauer-Jetlag waren so stark, dass ich sogar manchmal im Büro am Laptop auf der Tastatur eingeschlafen bin. In der Nacht konnte ich entweder nicht einschlafen oder ich bin um 2.00 in der Früh putzmunter aufgewacht.
In dieser Zeit ist dann meine langjährige Beziehung in die Brüche gegangen. Im Nachhinein betrachtet ist das auch nicht überraschend.
Was mich zur Verzweiflung gebracht hat war der Teufelskreis, der Monate und Jahre nach der Trennung anhielt. In dieser Zeit war es für mich unmöglich eine neue Partnerin zu suchen oder gar zu finden. Es hat sich für mich so angefühlt als hätte ich ein Zeichen auf der Stirn, dass mich für Frauen sofort uninteressant gemacht hat. Ich habe beobachtet, dass ich mich generell immer isolierter und unsozialer gefühlt habe. Immer öfter wollte ich am Wochenende nur fernsehen und mich nicht dem Stress aussetzen andere Menschen zu treffen.
Dieses Gefühl der Einsamkeit hatte ich bis dahin noch nicht erlebt. Es war für mich immer einfach und natürlich mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Ich hatte auch erwartet, dass ich mit einem guten Job, Einkommen, vielen Interessen, (noch immer) guter Fitness eigentlich als attraktiv wahrgenommen werden sollte. Dem war aber nicht so. Ich habe nach Fehlern bei mir selbst gesucht, bin immer unsicherer geworden.
Was war also das Problem? Eine aktuelle Studie (Ben Simon 2018) hat mich, jetzt Jahrzehnte später auf die Lösung gebracht! Die Studie beantwortet, warum ich und auch viele andere Menschen mit Schlafstörungen Probleme mit Einsamkeit haben.
Sind schlaflose Menschen einsamer?
Um diese Frage zu beantworten haben Forscher 18 Probanden untersucht, jeweils nach einer Nacht mit guter Schlafqualität und nur einer Nacht mit schlechter Schlafqualität. Die Probanden wurden darauf untersucht, wie wohl sie sich in der Nähe von anderen Personen fühlen und welche Distanz von anderen Menschen als angenehm empfunden wird. Die Forscher haben sowohl die Einschätzung der Personen analysiert als auch Gehirnscans gemacht, um unabhängige Daten zu sammeln.
Die Ergebnisse der Studie sind klar. Nach der Nacht mit schlechtem Schlaf haben die Probanden mehr Abstand zu Mitmenschen gehalten als nach gutem Schlaf. Außerdem hatten die Probanden einen Anstiegt in gefühlter Einsamkeit.
Diese Empfindungen wurden auch durch Gehirn-Scans bestätigt. Ein Zentrum im Gehirn, das vor Menschen in der unmittelbaren Umgebung warnt, war aktiver nach schlechtem Schlaf. Außerdem war der Gehirnbereich, der Aktionen und Absichten von anderen Menschen interpretiert weniger aktiv.
Vereinfacht heißt das für Sie: nach schlechtem Schlaf verstehen Sie Mitmenschen schlechter und nehmen sie eher als Bedrohung war.
Dieses Ergebnis ist bereits beeindruckend, da es zeigt, dass wir uns selbst isolieren, wenn wir nicht gut schlafen. Wirklich überraschend ist aber die Antwort auf die zweite Frage.
Werden Schlaflose als asozial wahrgenommen?
Die gleichen Probanden wurden im gleichen Experiment nach der guten und der schlechten Nacht interviewt. Diese Interviews wurden gefilmt und dann über 1000 unabhängigen Beobachtern gezeigt. Die Beobachter haben folgende Fragen beantwortet:
- Wie gerne würde ich mit dieser Person interagieren?
- Wie einsam wirkt diese Person?
- Fühle ich mich selbst einsamer, nachdem ich diese Person gesehen habe?
Das überraschende Ergebnis: die Beobachter haben selben Personen, nachdem sie schlecht geschlafen haben als einsamer beurteilt und dass sie weniger gerne mit diesen Personen interagieren möchten. Außerdem, dass sie sich selbst einsamer fühlen, nachdem sie dieses Video gesehen haben.
Die Beobachter wurden auch gefragt, mit welchen Personen sie lieber zusammenarbeiten möchten. Das Ergebnis ist, dass sie wesentlich lieber mit gut ausgeschlafenen Probanden kooperieren möchten.
Das ist ein erstaunliches Ergebnis. Wenn Sie schlecht geschlafen haben, fühlen Sie sich nicht nur einsamer und distanzierter, sondern werden auch als einsam von Mitmenschen wahrgenommen. Nicht nur das, unsere Mitmenschen fühlen sich selbst einsamer, wenn sie Sie beobachten und sie spüren einen Widerwillen Zeit mit Ihnen zu verbringen.
Diese Ergebnisse wurden nach nur einer Nacht mit schlechter Schlafqualität erzielt. Stellen Sie sich vor, was dann Wochen oder Monate von Schlaflosigkeit bedeuten können.
Im Nachhinein haben sich diese Ergebnisse auch für mich bestätigt. Ich konnte erst wieder eine Partnerin finden, nachdem sich mein Lebenswandel beruhigt hat. Ich habe mich nach 2 Jahren in den USA niedergelassen und wieder regelmäßig und im Schnitt 8h pro Nacht geschlafen.
Was können Sie tun?
Wenn Sie von Schlaflosigkeit betroffen sind, dann kennen Sie jetzt die Hintergründe kennen, warum Sie sich vielleicht einsam fühlen, Schwierigkeiten haben einen Partner zu finden oder Probleme in Ihrer aktuellen Beziehung haben. Das ist ein erster Schritt, damit Sie sich besser fühlen können.
Hätte ich damals nach meiner Trennung gewusst, dass meine Einsamkeit durch zu wenig Schlaf verursacht wird und dass meine Mitmenschen sehen können, hätte mir das sehr geholfen. Ich hätte nicht begonnen mich selbst in Frage zu stellen und mein Selbstbewusstsein zu verlieren.
Kurzfristig müssen Sie direkt auf Ihr unbewusstes Nervensystem einwirken.
Die Studie hat nicht untersucht, warum wir uns einsamer fühlen, wenn wir nicht gut schlafen. Das Ergebnis vieler anderer Studien ist aber, dass sowohl Einsamkeit als auch Schlaflosigkeit die Aktivität des Sympathikus erhöhen (Grippo 2007, Castro-Diehl 2016). Der Sympathikus ist der Treiber der Fight, Flight und Freeze Response des Körpers und ist der Mechanismus wie Stress verursacht wird. Die wirksamste Methode ist es also direkt auf den Sympathikus einzuwirken. Der beste Weg das zu erreichen sind Atemübungen.
Hier deckt sich die Forschung mit meinen Erfahrungen: ich habe sowohl bei meinen Kunden als auch in meiner eigenen Vergangenheit festgestellt, dass Atemübungen sowohl die Schlafstörungen als auch das Gefühl der Einsamkeit effektiv lösen können. Die effektivste Atemübung die Aktivität des Sympathikus zu bremsen ist die Resonanz-Atmung, die ich in diesem Video beschrieben habe.
Wenn Sie diese einfache Übung konsequent anwenden können Sie den Teufelskreis aus Schlaflosigkeit, Einsamkeit und depressiver Verstimmung durchbrechen und verhindern, dass Ihr Leben weiter an Ihnen vorbeizieht.
Ich nehme mir gerne Zeit Ihre Schlafstörung persönlich mit Ihnen zu analysieren. Das mache ich im Erstgespräch kostenfrei. Ich nehme mir persönlich Zeit und kann dieses Angebot leider nur begrenzt anbieten. Melden Sie sich am besten gleich :
Quellen:
Ben Simon, E., Walker, M.P. Sleep loss causes social withdrawal and loneliness. Nat Commun 9, 3146 (2018). https://doi.org/10.1038/s41467-018-05377-0
Castro-Diehl C, Roux AV, Redline S, Seeman T, McKinley P, Sloan R, Shea S. Sleep duration and quality in relation to autonomic nervous system measures: the Multi-Ethnic Study of Atherosclerosis (MESA). SLEEP 2016;39(11):1927–1940.
Grippo AJ, Lamb DG, Carter CS, Porges SW. Social isolation disrupts autonomic regulation of the heart and influences negative affective behaviors. Biol Psychiatry. 2007;62(10):1162-1170. doi:10.1016/j.biopsych.2007.04.011